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MELODIEN, TÄNZE UND GESÄNGE DER AYMARA UND OUECHUA INDIANER IN DEN BOLIVIANISCHEN ANDEN

In ältester Zeit existierte in den Anden eine von der heutigen völlig verschiedene Kultur, in der die Aymaras und Quechuas den Klängen entscheidende Bedeutung beimaßen.


Gesang und Musik waren Ausdruck der engen Verbundenheit des Menschen mit der Erde und der Natur. Die Liebe zu den Klängen war nicht einfach ein Trost für den Einzelnen, im Gegenteil: Gesang und Instrumente forderten zur Teilnahme auf und schufen so ein Bewusstsein für das Miteinander der Menschen. Die gemeinschaftfördernde Pentatonik entfernte sich nicht zu weit von den natürlichen Stimmen der Erde und des Kosmos.


Im 16. Jahrhundert entdeckte eine Horde Barbaren die Anden und versetzte unserer Gesellschaft Todesstoß‚ indem sie eine tausendjährige Ordnung zerstörte. Die Europäer waren geblendet durch die schlimmste Versuchung, den materiellen Reichtum. Als sie die Riesenmengen an Gold und Silber entdeckten, machten sie unsere Völker zu ihren Sklaven.


Im Lauf der Jahrhunderte starben Millionen Aymaras und Quechuas als Sklaven, andere wurden seelisch gebrochen und verloren ihre Würde. Aber in vielen Regionen, in der Abgeschiedenheit der Berge‚ blieb der gemeinschaftsbildende Geist unserer Völker unversehrt.


Die große Vielfalt der Gesangs- und Instrumentalmusik, wie sie die alten Zeiten gekannt hatten, ist in mancher Hinsicht verarmt, ging aber nie ganz verloren.


Heute, nach Jahrhunderten einer tragischen Geschichtsentwicklung, versammeln sich die Dorfgemeinschaften der Aymaras und Quechuas nach wie vor, um ihre Kulte und ländlichen Feste zu begehen, bei denen sie durch ihre Musik, ihren Gesang und ihre Blas- und Schlaginstrumente der Liebe zur Erde, zur Sonne, zum Mond, zu den Blumen und Bergen Ausdruck verleihen.


Bei vielen Festen zeigt sich der tausendjährige Geist der Gemeinschaft, andere hat die Kirche auf die Namen ihrer Heiligen getauft, einige zeigen den kulturellen Zusammenstoß während der Kolonialzeit.


Nicht genug, dass die Fremden uns ihre Gewaltherrschaft und ihre Religion aufgezwungen haben, sie wollten uns auch ihre musikalischen Bräuche aufnötigen. Als Antwort auf diese Vergewaltigung schufen die Indios jenes kleine Saiteninstrument, den Charango, dessen Klang die Pentatonik der Anden aufnimmt.


Heute, nach Jahrhunderten der Verständnislosigkeit, jagt die moderne Zivilisation nach wie vor dem materiellen Reichtum nach. Aber immer noch ehren und lieben die Aymaras und Quechuas die Berge der Anden und bekräftigen ihre Liebe durch die pentatonische Musik, in der sich ihr tiefes Gemeinschaftsgefühl ausdrückt.


Mario Gutiérrez

(im Beiheft der Schallplatte „Heilige Anden“)

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